von Sarah Oberbichler (Universität Innsbruck)
Digitale Zeitleiste zur Geschichte der Migration im 19. und 20. Jahrhundert, erstellt mit Timeline JS. Aus dem Arbeitsblatt 5: Migration mit Hilfe von Zeitungen erkunden
13 bis 14 Jahre (3. Unterstufenjahr)
Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung
Modul 5: Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Ausarbeitung von Migrationskonzepten und Reflexion über die alltägliche Verwendung dieser Konzepte. Migrationsgeschichte mit Hilfe von historischen Zeitungen erarbeiten und mit digitalen Zeitungsarchiven umgehen können. Zeitungen analysieren und unterschiedliche Wahrnehmungen und Perspektiven (jene der Mehrheitsgesellschaft und jene der Migrant:innen selbst) kennenlernen.
Dies ist das erste Mal, dass die Gruppe mit (digitalisierten historischen) Zeitungen als Quellen arbeitet. Die Schüler:innen haben zuvor mit anderen Quellen, z. B. Bildern, gearbeitet und verfügen somit über ein Grundverständnis von Quellenkritik. Sie sind technisch versiert und verfügen über die notwendige Ausrüstung (Laptops oder Tablets). Die Gruppe hat bereits ein Basiswissen zur (hauptsächlich europäischen und österreichisch/deutschsprachigen) Geschichte bis ins 19. Jahrhundert.
4 x 50 Minuten
Kompetenzkonkretisierung:
Thematische Konkretisierung:
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1 | 2 | 3 | 4 |
Migrationsbegriffe verstehen Die Schüler:innen erarbeiten Migrationskonzepte und reflektieren die Verwendung dieser Konzepte. | (Digitale) Zeitungen als Quelle
Arbeit mit Zeitungen: Was ist eine Zeitung? Nützlich als Quelle? Wo kann ich sie finden (→ ANNO)? Leitfaden für die Arbeit mit Quellen! | Migration im 19. und 20. Jahrhundert mit Zeitungen erkunden Die Schüler:innen erstellen eine digitale Zeitleiste (1850-1950) mit Zeitungsausschnitten als Quellen. Sie recherchieren den historischen Hintergrund, reflektieren kritisch die Berichterstattung und entdecken die inhaltliche Vielfalt der Zeitungen. | Unterschiedliche Wahrnehmungen und Perspektiven Die Schüler:innen lernen unterschiedliche Wahrnehmungen und unterschiedliche Perspektiven (die der Mehrheitsgesellschaft und jene der Migranten*innen selbst) kennen. |
Auszug aus der Zeitung "Wiener Illustrierte Zeitung" vom 18.12.1915 aus dem Online Zeitungsportal "ANNO"
ZEIT | THEMA | METHODE & SOZIALFORM | ABLAUF | ZIELE | MATERIAL |
Einstieg | |||||
10 min | Gedicht von Bertolt Brecht: “Über die Bezeichnung der Emigranten” | Ein Gedicht lesen/hören; Diskussion | Schüler:innen hören sich das Gedicht von Bertolt Brecht an (oder lesen es): Fragen: Worum geht es in dem Gedicht? Was kritisiert Bertolt Brecht bei der Verwendung von Migrationsbegriffen? | Perspektiven-wechsel | |
Erarbeitung | |||||
20 min | Was ist Migration? 1. Bedeutungen: Erklärung von migrations-spezifischen Wörtern | Lesen und präsentieren; Gruppenarbeit | Die Schüler:innen werden gebeten, in Gruppen zu arbeiten. Jeder Gruppe werden ein bestimmter Begriff und eine Erklärung zugewiesen (Arbeitsblatt 1). Die Gruppe fasst den Text in ihren eigenen Worten zusammen und klärt Begriffe, die nicht bekannt sind. Die Schüler:innen präsentieren den zusammengefassten Text der Klasse. | Die Bedeutung und den Kontext von migrations-spezifischen Wörtern erfassen | Arbeitsblatt 1 |
15 min | 2. Assoziationen: In Gruppen diskutieren und notieren die Schüler*innen, was sie mit den Migrations-begriffen verbinden. Was und wer beeinflusst die Konnotationen von Wörtern? | Brainstorming; Wort-assoziationen; Diskussion; Gruppenarbeit | Die Schüler:innen werden gebeten, paarweise zu arbeiten und Ideen, Eigenschaften und Merkmale im Zusammenhang mit den vorgegebenen Begriffen zu erarbeiten: Arbeitsblatt 2 Die Ergebnisse werden gemeinsam diskutiert. | Verstehen, dass bestimmte Begriffe positive oder negative Konnotationen haben können. Verstehen, was und wer unsere Wahrnehmung beeinflussen kann | Arbeitsblatt 2 |
Abschluss | |||||
5 min | Migration in den Medien | Diskussion | Welche Migrationsbegriffe werden euer Erfahrung nach in welchen Kontexten in den Medien verwendet? | An die eigene Erfahrung anknüpfen |
ZEIT | THEMA | METHODE & SOZIALFORM | ABLAUF | ZIELE | MATERIAL |
Einstieg | |||||
10 min | Migration und Zeitungen | Lesen; Fragen und Antworten | Schüler:innen lesen den ersten Teil eines Blog Posts über Migration und historische Zeitungen (bis zur zweiten Unterüberschrift). Erinnert ihr euch an das Gedicht von Brecht? Könnt ihr Ähnlichkeiten zwischen dem Gedicht und dem Blogeintrag erkennen? | Anknüpfen an die letzte Einheit.
Schüler:innen erhlaten Informationen zum Thema Migration und historische Zeitungen |
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Erarbeitung | |||||
15 min | Wie lese und analysiere ich einen Zeitungstext? | Diskussion im Plenum | Der Leitfaden wird ausgeteilt und Schritt für Schritt anhand eines kurzen Beispieltextes besprochen. | Stärkung der Methoden-kompetenz bzgl. Analyse und De-Konstruktion von Textquellen (Zeitungen) | Arbeitsblatt 3 Leitfaden zum Arbeiten mit Zeitungen (am besten laminiert) |
15 min | Wie und wo finde ich online historische Zeitungen? | Gemeinsames Arbeiten; Lehrperson zeigt am PC/Beamer vor | Kurzes Brainstorming: Wo finden wir digitalisierte Zeitungen? Lehrperson zeigt dann ANNO und wichtige (Such)funktionen. Gemeinsames Herumprobieren. | Schüler:innen auf die vielen Möglichkeiten und Vorteile digitaler Zeitungsarchive aufmerksam machen | PC/Beamer und ANNO Lernvideos |
Abschluss | |||||
10 min | Arbeiten mit ANNO | Schnitzeljagd | Schüler:innen erhalten das Arbeitsblatt 4, das erste Beispiel wird gemeinsam gelöst. Dann arbeiten die Schüler:innen alleine oder zu zweit, bei Bedarf müssen die restlichen Aufgaben zu Hause erledigt werden. | Schüler:innen das ANNO-Interface näherbringen, Tipps für effektives Recherchieren in ANNO geben | Arbeitsblatt 4 „Schnitzeljagd“ |
ZEIT | THEMA | METHODE & SOZIALFORM | ABLAUF | ZIELE | MATERIAL |
Einstieg | |||||
5 min | Hausübungen besprechen | Arbeit im Plenum | Lehrperson fragt, ob es Schwierigkeiten bei den Hausübungen gab. Fragen werden geklärt. | Sicherstellen, dass all ein grundlegendes Verständnis für die Benutzung von ANNO haben | Beamer |
Erarbeitung | |||||
45 min | Eine digitale Zeitleiste erstellen und die Migrations-geschichte erkunden
| Gruppenarbeit; Digitale Methoden | Die Schüler:innen erstellen Zeitleisten (1850-1950) mit dem digitalen Tool "Timeline Js". Sie verwenden Zeitungs-ausschnitte als Quellen und Informationen aus dem Internet für die Hintergrund-recherche. Sie reflektieren kritisch die Berichterstattung und entdecken die inhaltliche Vielfalt der Zeitungen (Berichte, Briefe, Appelle, Werbung). | Förderung der digitalen und methodologischen Kompetenz; Wesentliche Aspekte der Migrations-geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts kennenlernen | Arbeitsblatt 5
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ZEIT | THEMA | METHODE & SOZIALFORM | ABLAUF | ZIELE | MATERIAL |
Einstieg | |||||
10 min | Einige Gruppen präsentieren ihre digitale Zeitleiste | Präsentation | Mindestens zwei Gruppen stellen ihre Zeitleisten im Plenum vor. | Wiederholung; Präsentieren | Laptop; Beamer |
Erarbeitung | |||||
15 min | Wie wird Migration wahr-genommen?
Studierende analysieren die Wahrnehmung von Migration. | Zeitungsanalyse; Diskussion; Gruppenarbeit | In Gruppen analysieren die Schüler:innen historische Zeitungs-ausschnitte, die unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Migration zeigen. Die Schülerinnen und Schüler präsentieren anschließend ihre Ideen und Analysen. Danach lesen sie den zweiten Teil des Blogposts (beginnend mit der zweiten Unterüberschrift) für den notwendigen Kontext und die Interpretation. | Unterschiedliche Argumente verstehen; Divergenzen erkennen | Arbeitsblatt 6
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20 min | Und wie ist die Perspektive der Migrant:innen? | Lesen; Diskussion | Kurze Lebens-geschichten von Auswander:innen, Immigrant:innen und Flüchtlingen.
Was unterscheidet Lebens-geschichten von Migrant:innen von Zeitungs-ausschnitten? | Perspektiven-wechsel | |
Abschluss | |||||
5 min | Ausblick
Migration heute | Diskussion | Was lernen wir aus der Migrations-geschichte und wie können dadurch heutige Migrations-ereignisse besser verstanden werden? | Reflexions-kompetenz |
MIGRATION
Über Migration spricht man, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum ihren Lebensmittelpunkt verlagern. Der Begriff der Migration umfasst grundsätzlich alle Migrationsbewegungen: freiwillige Auswanderung; Familienzusammenführung; irreguläre Migration; Studienaufenthalte im Ausland und Flucht durch Krieg, politische Verfolgung, existenzielle Not und Umweltkatastrophen. Migration findet innerhalb der gleichen Region oder über nationale und kontinentale Grenzen hinweg statt. Gründe für die Migration können Nahrungs- oder Wassermangel, unzureichende Wohnverhältnisse oder unsichere Lebensbedingungen für sich selbst und die Familie sein. In der Regel gibt es mehrere Motive für die Entscheidung, die Heimat zu verlassen.
Irreguläre Migrant:innen sind Menschen, die weder ein Visum noch einen legalen Aufenthaltsstatus haben, um in ein Land einzureisen oder sich dort aufzuhalten. Auch gibt es Menschen, die sich vorübergehend an einem anderen Ort niederlassen, weil sie ihren Lebensunterhalt als Saisonarbeiter:innen im Ausland verdienen, weil sie einer Gemeinschaft angehören, deren Mitglieder als Nomaden leben oder weil sie sich, wie manche Künstler:innen oder Diplomat:innen, ohnehin nirgendwo dauerhaft niedergelassen sehen. Seit den 1990er Jahren wird einer konzeptionell schwer fassbaren Form der Migration – auch als Pendelmigration oder Transmigration bekannt – verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt: Menschen pendeln zwischen Polen und Deutschland, andere zwischen Mexiko und Kalifornien, wieder andere arbeiten in Dubai, betrachten die Philippinen aber immer noch als ihre Heimat. Hierbei gibt es keine endgültige Entscheidung für ein "neues Leben an einem neuen Ort", sondern es wird ein neuer Ort oder sogar mehrere neue Orte zum alten Ort hinzugefügt.
ARBEITSMIGRATION
Unter Arbeitsmigration wird eine internationale Migration von Arbeitskräften mit einem Mindestaufenthalt von einem Jahr in der Zielregion verstanden. Als Migrationsursachen kann zwischen "Push"- und "Pull"-Faktoren (Push- und Pull-Modelle) unterschieden werden. Die Push-Faktoren für Arbeitsmigration sind in erster Linie Arbeitslosigkeit und niedriges Lohnniveau. Zu den Pull-Faktoren gehören Erwartungen an höhere Löhne und Arbeitsplatzsicherheit. Das Ausmaß der Arbeitsmigration hängt von der Entwicklung und Struktur der Arbeitsmärkte sowohl in der Ursprungs- als auch in der Zielregion ab. Personen, die aus diesen Gründen migrieren, werden als Arbeitsmigrant:innen bezeichnet. Sie unterliegen im Zielland einem besonderen Aufenthaltsrecht und einer befristeten Arbeitserlaubnis. Es lassen sich drei Faktoren identifizieren, die die Arbeitsmigration in Europa beeinflussen: zyklische Schwankungen, der wirtschaftliche Strukturwandel mit seinen Auswirkungen auf die internationale Arbeitsteilung und der hohe Lebensstandard in einigen europäischen Ländern. Global operierende Unternehmen spielen heute eine wichtige Rolle bei der Arbeitsmigration. Zum einen binden sie gering qualifizierte Arbeitskräfte in Entwicklungsländern, zum anderen durchlaufen gut ausgebildete Mitarbeiter:innen Managementfunktionen an verschiedenen Unternehmensstandorten und steuern ihre Aktivitäten von einigen wenigen Global Cities aus.
RÜCKKEHRMIGRATION
Rückkehrmigration ist die Handlung oder der Prozess der Rückkehr oder Rückführung von ausgewanderten Menschen in das Herkunftsland. Dies kann innerhalb der territorialen Grenzen eines Landes oder zwischen einem Bestimmungs- oder Transitland und einem Herkunftsland geschehen, wie im Falle von Wanderarbeiter:innen, Flüchtlingen oder Asylsuchenden. Unterschieden wird zwischen der freiwilligen und unfreiwilligen Rückkehr. Die freiwillige Rückkehr ist die unterstützte oder unabhängige Rückkehr in das Herkunfts- oder Transitland oder in ein anderes Land auf der Grundlage der freiwilligen Entscheidung des Rückkehrers/der Rückkehrerin. Die freiwillige Rückkehr kann entweder spontan oder unterstützt erfolgen:
Erzwungene Rückkehr ist eine Migrationsbewegung, die, obwohl die Triebkräfte vielfältig sein können, mit Gewalt, Zwang oder Nötigung einhergeht.
ASYL UND ASYLSUCHENDE
Asyl bedeutet Unterkunft, Zuflucht. Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht, das besagt, dass jede Person das Recht hat, in einem anderen Land Asyl zu beantragen. Allerdings muss die Drittstaatenregelung berücksichtigt werden, die besagt, dass Asylsuchende im ersten sicheren Land, in das sie einreisen, Asyl beantragen müssen. In anderen sicheren Ländern, in die Asylsuchende später einreisen, ist dies vielfach nicht mehr möglich. Auch wird jenen, die einen Asylantrag stellen dürfen, nicht automatisch Asyl gewährt. Gemäß den gesetzlichen Bestimmungen wird geprüft, ob ein Asylsuchender/eine Asylsuchende einen Anspruch auf Asyl hat. Asylberechtigte Personen sind Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention. Unter Asyl versteht man das Recht auf Aufenthalt, Aus- und Einreise sowie den freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Personen, denen Asyl gewährt worden ist, sind den Aufnahmeberechtigten rechtlich nahezu gleichgestellt (haben Anspruch auf Sozialleistungen wie Sozialhilfe, Wohngeld usw.). Asylsuchende sind Personen, die ihr eigenes Land verlassen, oft aus politischen Gründen oder wegen eines Krieges, und die in ein anderes Land reisen in der Hoffnung, dass die Regierung sie schützt und ihnen erlaubt, dort zu leben.
FLUCHT UND FLÜCHTLINGE
Flucht ist jene Form der Migration, die meist unfreiwillig und erzwungen ist. Ein Flüchtling ist eine Person, die nach der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 als Flüchtling anerkannt wurde. Die Flüchtlingskonvention von 1951 definiert einen Flüchtling als eine Person, die sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt oder in dem sie ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat, und die nicht zurückkehren kann oder will, weil sie begründete Furcht vor Verfolgung aufgrund ihrer Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, politischen Überzeugung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe hat. In Anwendung dieser Definition gelten Binnenvertriebene (IDPs) – einschließlich Personen, die vor Naturkatastrophen und allgemeiner Gewalt fliehen, Staatenlose, die sich nicht außerhalb des Landes ihres gewöhnlichen Aufenthalts befinden oder keiner Verfolgung ausgesetzt sind, und Personen, die auf der Flucht vor allgemeiner Gewalt eine internationale Grenze überquert haben – weder nach der Konvention von 1951 noch nach dem Fakultativprotokoll von 1967 als Flüchtlinge. Länder auf dem amerikanischen Kontinent, in Afrika, im Nahen Osten oder in Asien, die infolge bewaffneter Konflikte in großem Umfang vertrieben wurden, stellten fest, dass die Definition der Konvention von 1951 nicht weit genug ging, um den Schutzbedürfnissen ihrer Bevölkerung gerecht zu werden. Folglich wird sowohl in Artikel 3 der Erklärung von Cartagena als auch in Artikel 1 Absatz 2 der OAU-Konvention von 1969 die Flüchtlingseigenschaft auf eine Person ausgedehnt, die "wegen äußerer Aggression, Besetzung, Fremdherrschaft oder Ereignissen, die die öffentliche Ordnung in einem Teil oder der Gesamtheit ihres Herkunftslandes oder ihrer Staatsangehörigkeit ernsthaft stören, gezwungen ist, ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort zu verlassen, um an einem anderen Ort außerhalb ihres Herkunftslandes oder ihrer Staatsangehörigkeit Zuflucht zu suchen".
INTEGRATION
Der Begriff Integration bedeutet eigentlich "Zusammenführen des Verschiedenen", wobei das Verschiedene im übergeordneten Ganzen erkennbar bleibt. Eine weitere Definition lässt sich aus dem lateinischen Begriff "integrati" ableiten, der Erneuerung bedeutet, d. h. nicht nur eine einseitige Erneuerung der Gesellschaft. Integration bedeutet demnach die gleichberechtigte Aufnahme von Migrant:innen in die Mehrheitsgesellschaft und deren Akzeptanz - ohne dass Migrant:innen ihre kulturellen Eigenheiten aufgeben und sich der Mehrheitsgesellschaft anpassen müssen. Der Begriff Integration, z. B. bei der "Integration von behinderten Menschen", ist eindeutig auch mit einem Beitrag der Aufnahmegesellschaft verbunden. Wird der Begriff Integration im Kontext von Migration betrachtet, so wird er durch unterschiedliche politische Grundhaltungen und kulturelle Besonderheiten unterschiedlich interpretiert und mit unterschiedlichen Rahmenprogrammen und Zielsetzungen versehen. Die Politik setzt den Begriff Integration oft mit Assimilation gleich, d. h. der Anpassung der Einwanderer an die Aufnahmegesellschaft und damit der Aufgabe der Kultur und Sprache des Herkunftslandes.
STEREOTYPEN UND VORURTEILE
Ein Stereotyp bezieht sich im Allgemeinen auf ein konsistentes oder gemeinsames Muster. Ein Stereotyp ist die stark vereinfachende und verallgemeinernde Reduktion einer Erfahrung oder Meinung auf ein Vorurteil. Stereotypen stellen die (meist allgemein bekannten) schematisierten und verkürzten Zusammenfassungen von Merkmalen oder Verhaltensweisen dar. Vorurteile hingegen sind ein Urteil über jemanden oder etwas, ohne wirklich über diese Person oder Sache Bescheid zu wissen. Vorurteile sind Meinungen, die von anderen einfach kritiklos übernommen werden oder die man sich bildet, ohne geprüft zu haben, ob diese Meinungen einer Überprüfung standhalten. Vorurteile sind unbegründet und ungerechtfertigt, und sie lassen sich leicht widerlegen. In den meisten Fällen sind Vorurteile emotional aufgeladen und daher schwer abzubauen.
Quellen:
Migrant*innen:
Flüchtlinge:
Menschen, die in einem anderen Land arbeiten oder studieren:
Pendler*innen:
Seit über hundert Jahren erscheinen jeden Tag unzählige Zeitungen und berichten über alles, was auf der ganzen Welt passiert. Deswegen können wir aus Zeitungen sehr viele Informationen über die Vergangenheit bekommen. Neben Bildern bestehen Zeitungen vor allem aus Text. Wie du mit Zeitungstexten am besten umgehst, erfährst du in diesem Leitfaden.
1. LESEN und BESCHREIBEN |
Lies den Text einmal in Ruhe durch. Es ist nicht schlimm, wenn du nicht alles auf Anhieb verstehst. Zuerst ist es nur wichtig, alles einmal zu lesen und zu schauen, worum es geht. |
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2. ANALYSIEREN und INTERPRETIEREN |
Wenn du die ersten Fragen beantwortet hast, solltest du den Text noch einmal durchlesen. Weil du jetzt weißt, worum es ungefähr geht, wirst du den Text sicher schon besser verstehen. |
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3. STELLUNG BEZIEHEN |
Jetzt kennst du den Text und kannst dir selber eine Meinung dazu bilden. |
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Verwende die Website http://anno.onb.ac.at/ und suche nach den folgenden Zeitungen/Artikeln.
Kopiere die Links zu jeder Zeitung oder Seite, auf der ein Artikel zu finden ist, in ein Word-Dokument.
Beispiel: – Eine Zeitung, die am 11. November 1918 über Kaiser Karl berichtet hat |
Erstelle eine Zeitleiste, die Aspekte der Migrationsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert auf der Grundlage von Zeitungsausschnitten (Berichte, Appelle, Briefe) zeigt:
Verwende die vier Zeitungsausschnitte (Links) als Ausgangspunkt. Recherchiere die Geschichte rund um diese Artikel. Recherchiere die Motive für die Migration, Flucht oder Vertreibung zu diesem Thema. Schreibe einen kleinen Text für die Zeitleiste. (siehe Beispiel Zeitleiste)
Tipp: Es könnte helfen, einen Blick auf die Erscheinungszeit der Zeitungen zu werfen
Um kostenlose Bilder aus dem Internet zu erhalten, kann Wikimedia Commons hilfreich sein. Wichtig ist, dass nur Fotos mit freier Lizenz verwendet werden (=kommerzielle Nutzung erlaubt).
Um Zeitungsausschnitte aus der Plattform "ANNO" einzubauen, kann es hilfreich sein, einen Screenshot der gewünschten Seite oder des gewünschten Artikels zu erstellen. Anschließend muss das Bild online gespeichert werden, da nur URL's vom Programm übernommen werden. Verwendet werden kann zum Beispiel Google Fotos. Um die URL zu erhalten, muss mit der linken Maustaste auf das Foto geklickt und anschließend "copy graphic address" ausgewählt werden. Zitiere die Zeitungsausschnitte: Titel des Artikels, Zeitungstitel, Datum, Seite. Quelle: "ANNO".
Gruppe 1:·Um welche Form der Migration handelt es sich in den beiden Zeitungsausschnitten?
Billigste Preise für Auswanderer nach New=Yord, direkt am 25. Mai.
„Feldkircher Zeitung“ vom 7. Mai 1881 | (Wichtig für Auswanderer.) Die Deutsche Gesellschaft von Chicago schreibt: „Niemand lasse sich durch übertriebene Berichte über die vermeintlich günstigen Verhältnisse und die angebliche Leichtigkeit, in Amerika Geld zu verdienen, zur Auswanderung verleiten! Wirkliche Landarbeiter ausgenommen, können wir keinem Arbeitsuchenden Hoffnungen machen! Wir wiederholen daher unsere alljährliche Warnung und richten insbesondere an junge Kaufleute, Lehrer, Schreiber, Gelehrte, Beamte und namentlich an Studenten und Offiziere die Mahnung, sich nicht zur Auswanderung nach Amerika zu entschließen! Für diese Klasse von Leuten ist hier durchaus keine Aussicht, weder im nächsten Jahre, noch später!" „Grazer Tagblatt“ vom 14. Februar 1899 |
Gruppe 2:
Nordamerika. Die Botschaft des neugewählten Präsidenten Harrison spricht sich zu Gunsten der Fortdauer des schutzzöllnerischen Systemes aus und empfiehlt eine größere Sorgfalt bei den Naturalisationen der Einwanderer. Solche, von welchen eine Last für den Staatsschatz oder eine Bedrohung der sozialen Ordnung zu besorgen wäre, müssten ausgeschlossen werden.
„Grazer Volksblatt“ vom 7. März 1889 | [Nordamerika]. Ein Blick auf die Einwanderer lehrt, daß sie dem Lande einen sehr nützlichen Arbeiterzuwachs zu führen. […] Von dieser werthvollen Arbeiterzahl wurden durch das Arbeitsnachweisebureau 16.533 untergebracht, da von 11.920 in New-York und 3231 in Neu-Jersey. Da diese Arbeiter niedrigere Löhne erhalten, als andere derselben Qualität, so lange sie sich noch nicht auskennen, so zieht New-York und Umgegend hieraus schon einen großen Nutzen.
„Das Vaterland“ vom 15. Mai 1881 |
Gruppe 3:
Nach Aussage eines Auswandereragenten haben diese Staaten [in Europa], welchen der Krieg viele Männer entrissen hat, eine große Aktion eingeleitet, um die in Amerika ansässigen Landeskinder zu Heimkehr zu bewegen, was jetzt in größeren Mengen bereits der Fall ist. „Bregenzer Tagblatt“ berichtete am 10. Mai 1913 | Durch die Führer der Genossenschaften ist den Vertrauensmännern in Amerika die strengste Weisung dahin gegeben, daß nur diejenigen zurückkehren sollen, welche in den heimischen Sparkassen so viel Geld haben, daß sie sich damit in der Heimat etwas Grund erwerben können.
„Salzburger Chronik für Stadt und Land“ vom 29. November 1907 |
Gruppe 4:
Alaska — Gelobtes Land Nr. 2. Ans Washington wird berichtet: Der demokratische Abgeordnete Samuel Dickstein (Newyork) gab bekannt, daß er gegenwärtig mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes beschäftigt sei, der jährlich 200.000 europäischen Flüchtlingen die Einwanderung nach Alaska erlauben wird. „Das Land ist reich und fruchtbar, und Juden sind willkommen", erklärte Dickstein.
„Banater Deutsche Zeitung“ berichtete am 10.02.1939 | Als sich im Vorjahre der Flüchtlingsstrom aus Galizien nach Wien und den westlichen Kronländern so plötzlich und unerwartet ergoßen hatte, stand sowohl die Regierung wie auch alle anderen berufenen Faktoren vor einem schweren Probleme, für dessen Lösung aus der Vergangenheit keine Erfahrungen vorhanden waren.
„Jüdischen Korrespondenz“ vom 28. Oktober 1915 |